Gute Arbeit!

Maximilian Krieger, Riedenburger Brauhaus, Riedenburg

„Das steht mal fest.“

    Maximilian Krieger, Riedenburger Brauhaus, Riedenburg

„Das steht mal fest.“

    „Ganzheitlich? Ach bestimmt. Ja. Ganzheitlich und nachhaltig, diese Begriffe beschreiben natürlich sehr gut was wir hier machen. Meine Eltern haben die auch wirklich viel verwendet, viel mehr als ich das heute tue.“ Maximilian Krieger schaut entspannt aus dem Fenster heraus. Er ist ja genau hier mit dem Bierbrauen aufgewachsen und nun, seit 3 Jahren, führt er das Riedenburger Brauhaus – und zwar in der 8. Generation. Schon 1989 hat seine Familie damit begonnen, den Betrieb auf eine ökologische Produktionsweise umzustellen und seit 1994 braut sie alle Riedenburger Biere in Bioqualität. Zu 100%.

Die „öko-sozial nachhaltige Unternehmensphilosophie“ und das „ganzheitliche Ökokonzept“, auf das seine Eltern damals in tiefer Überzeugung als erste bayerische Brauerei mit aller Konsequenz umgestellt haben, sind für Krieger heute ganz schlicht „die Basis unseres Tuns, einfach das Handwerkszeug, mit dem wir Bier brauen und das Unternehmen führen.“ Er hat diese Ziele und Werte schon als Kind verinnerlicht, ist sozusagen in sie hineingewachsen: „Die ökologische Brauweise nimmt Rücksicht. Wir schauen nicht nur aufs Wirtschaftliche, wir wollen auch die Umwelt, die regionalen Strukturen mitnehmen und positiv beeinflussen. Man muss sich fragen: Wie schaut es aus, wenn ich mit meinem Handeln fertig bin.“

„Charakter bekommt das Bier, wenn es eine Handschrift trägt.“

„Auf dieser Grundlage wollen wir uns entwickeln“, beginnt Krieger mit seiner Führung durch die Brauerei, „jedes Produkt soll seinen eigenen Charakter haben. Wir brauen handwerklich und als Handwerker, als Brauer haben wir natürlich eine eigene Vision, eigene Ideen, unsere Leidenschaft für das Besondere, das Abweichen vom Mainstream, das ist bei uns sehr ausgeprägt.“

Diesen Anspruch möchte Krieger in allen Unternehmensbereichen umgesetzt wissen. „Ein Bier darf nicht banal sein. Damit es als Ganzes gelingt, braucht man eine klare Vorstellung und ein gewisses Durchhaltevermögen. Man muss an seinem Weg festhalten.“

„Discounter lehnen wir als Kunden ab.“

„Um ein gutes Bier zu brauen, braucht man in erster Linie Zeit. Das Bier braucht die Zeit zum gären, es braucht Fingerspitzengefühl, die richtige Temperatur, es braucht auch Zeit zum lagern, damit sich der Geschmack entwickeln kann.“ Krieger hat sich nicht nur betriebswirtschaftlich ausbilden lassen, er hat auch weltweit Bier studiert, Braumethoden, hat die Region verlassen, um seine Kenntnisse und Fähigkeiten für den heimischen Betrieb auszubauen.


Er hat die Braumeisterschule besucht. Er weiss genau, was für ihn neben der Qualität der Zutaten den entscheidenden Unterschied ausmacht: „Die einzelnen Arbeits-schritte benötigen Inspiration und Sorgfalt. Nicht möglichst schnell, nicht möglichst einfach“ soll das Bier entstehen, sondern so, „dass es eben richtig ist und am besten für das Produkt.“ Hierin liegt für ihn auch der wichtigste Unterschied seines handwerklich gebrauten Biers zum Industriebier. „Das muss vor allem effizient hergestellt werden. Man muss Zeit und Geld sparen. Bier, so wie wir es machen, ist ein Lebensmittel. Wertvoll. Wir verkaufen es überregional fast nur im Biohandel. Discounter lehnen wir als Kunden ab. Da fehlt uns die Wertschätzung.“

„Ich bin zufrieden, ja.“

Das erste Bier, das Maximilian Krieger in Riedenburg ganz nach seinen eigenen Vorstellungen entwickelt und verantwortet hat, ist der Dolden Sud. Der ist „mit relativ viel Hopfen gebraut, aber wir verwenden eben auch Emmer-Malz dazu, deswegen ist er besser ausbalanciert als viele andere IPA’s, nicht so bitter. Das Bier ist harmonisch“, erzählt er mit sichtbarer Freude, „es hat ein schönes Aroma, fruchtig, nach Hopfen, aber nicht zu extrem – es ist ein Bier, das man ganz gut einmal trinken kann. Da haben wir schon einen komplett anderen Bierstil hergestellt, als er bis dahin hier bei uns und in Deutschland verfügbar war.“

„Entscheidungen müssen getroffen werden.“

Maximilian Krieger schaut nachdenklich umher. „Leider gibt es nicht immer die Zeit für kreative Dinge, für Selbstverwirklichung. Unser Denken, unsere Arbeit,“ führt er aus, „ist ja nicht projektbezogen. Wir sind ein Unternehmen, der Betrieb muss täglich weitergehen. Da hat man auch mal den Zwang, dass Sachen getan, Entscheidungen getroffen werden müssen. Die Option sie liegen zu lassen, gibt es nicht, das steht mal fest.“


Verwaltung, Bürokratie, man muss auch, das ist in der Familie gelernt worden, „immer schauen, wie sich der Betrieb entwickelt. Natürlich kann man dann durch seine Entscheidungen auch mal wichtige Weichen stellen und bestimmten Abläufen seine ganz eigene Handschrift geben.“ Das kann, wenn man es so sehen möchte, durchaus Selbstverwirklichung bedeuten, eine Selbstverwirklichung, die sich am Gesamten orientiert und es dadurch wiederum prägen kann.

„Da hängt noch viel mehr dran.“

„Was wir hier machen, ist ja Bier,“ lächelt Krieger nun wissend und lässt das Gesagte einen Moment lang wirken. „ Unser Ziel dabei ist es aber auch, dass wir viel von der Wert-schöpfung bei uns in der Region behalten, dass wir hier etwas Sinnvolles etablieren und für die Zukunft gestalten können. „Bier ist ein gesellschaftlich gut verwurzeltes Produkt. Das wir es mit dem Bier schaffen können, unseren Betrieb mit all seinen Mitarbeitern, mit den Partnern, Kunden und Lieferanten hier in der Region weiterzuführen, für uns alle etwas Bleibendes aufzubauen, und das jetzt, in der 8. Generation, wieder neu weiterzuentwickeln, das stellt für mich auch schon ein Unternehmensziel, einen Wert an sich dar.

Das Bier muss nicht nur schmecken, es gibt auch sehr viele Faktoren, die bei der Herstellung von Bier wichtig sind und zum Ganzen beitragen. Das alles gehört dann natürlich auch mit in die Flasche hinein, im Endeffekt. Das Bier muss einen Fussabdruck haben – einen positiven.“

„Die Kinder sind einfach hier.“

Es ist eine ganz besondere Art von Ruhe, die in Kriegers Zielstrebigkeit liegt. Sein Handeln, so wie er es darstellt, wirkt getragen und zwar sowohl von der Vergangenheit, dem Erreichten, der familiären Tradition, als auch von seinen eigenen Ideen und Zielen, seiner eigenen Vision von Zukunft: „Meine Hoffnung ist, dass der Stellenwert von Bier sich in der Gesellschaft weiter verbessert. Was sich in den letzten Jahren getan hat, ist schon ein sehr gutes Zeichen,“ findet er, „weil dem Bier, besonders dem handwerklich Gebrauten, viel mehr Wertschätzung entgegen gebracht wird.“ Dahin wird es sich künftig noch mehr entwickeln, das findet Krieger folgerichtig.

Mit ganz selbstverständlicher Zuversicht wagt er noch einen anderen Blick in die Zukunft: „Meine Kinder wachsen schon mit dem auf, was hier gemacht wird. Wenn wir am Bier riechen, es probieren, dann wollen die das auch. Die Kinder sind einfach hier, weil wir hier arbeiten, sie sind im Biergarten unterwegs, malen, spielen, fahren mit dem Rad über den Hof, die beschäftigen sich. Also,“ lacht er, „meine Familie wächst schon heran und dann geht es wieder weiter – in die 9. Generation.“ SJ